Was kann man bei nachbarschaftlichen Differenzen t
n jeder Gartenkolonie kommt es vor, daß Gartennachbarn in irgendeiner Form durch gegenseitige Störungen den "ganz kleinen Krach" miteinander haben. Der eine Gartenfreund verbrennt seinen Baumschnitt und räuchert dem andern die Laube voll. Ein anderer schmeißt seinen Rasenmäher in der Ruhezeit oder am Sonntag an. Der Dritte baut an seinem Vorbau usw usw.
Diese Belästigungen laufen meistens so, daß man sich erst einmal anpöbelt, sich gegenseitig ähnliche Verstöße vorwirft und dann ohne Schrebergruß aneinander vorbeigeht.
Ganz anders ist es mir ergangen. Als ich meine Gartennachbarn an einem Sonntagmorgen mit meiner Kettensäge aus dem Schlaf "gesägt" hatte, erhielt ich folgendes Gedicht:
Ballade
Die Mitternacht zieht näher schon, allein zu Haus ist Schmiedgens Sohn.
Es ist am Samstag still im Haus, die Eltern, sie sind beide aus.
Sie sind auf Landaus Piste- ob er sie wohl vermißte?
Schlägt eins, halb zwei, dann zwei die Uhr, die Eltern kommen spät retour,
sie kriechen müde in die Kissen und wollen nur noch eines wissen:
Morgen ist Sonntag, Gott sei Dank, da ist es ruhig, da schläft man lang.
Sie klappen ihre Augen zu und freuen sich auf die lange Ruh.
Doch ach, nicht lange währt die Nacht! Was hat sie um den Schlaf gebracht?
Was bohrt sich schmerzlich in ihr Ohr? Was reißt sie aus dem Traum hervor?
Die Kirchenglocken sind es nicht. Der Lärm, der aus der Ruh sie sticht,
er kommt von einer Säge! Der Nachbar, früh schon rege,
zerlegt mit scharfer Sägenkette des Baumes Stumpf, wie um die Wette,
des morgens um halb zehne! Da knirschen sie die Zähne
und schauen aus dem Fenster wild auf dieses schlafstörende Bild,
und denken: "Lieber Meyer, hol uns nicht aus der Heia.
Willst du so fleißig schaffen, sollst Wochentags es machen!"
Sie bitten dies (mit etwas Witz) und hoffen auf Erfolg, die Schmidts.
Natürlich ist nicht jeder in der Lage, ein Gedicht zu verfassen. Trotzdem sollte man versuchen, in Ruhe und in aller Form miteinander umzugehen. Dieses Gedicht hat auf mich gewirkt, so daß ich an Sonn- und Feiertagen einen großen Bogen um meine "lauten" Handwerkszeuge mache.